Der letzte Wahlbezirk war noch gar nicht ausgezählt. Gebannt schauten die Besucher im Langgönser Rathaus auf den Bildschirm, der die Ergebnisse der Wahl anzeigte, da erhob Bürgermeister Horst Röhrig das Wort, stellte sich vor den Fernseher – und gratulierte seinem Nachfolger. Zu deutlich war das Ergebnis. Längst stand fest, dass Marius Reusch (CDU) der neue Bürgermeister in Langgöns wird. Röhrig hielt kurz inne, blickte zu Reusch – und erklärte: »Du hast ein gutes Ausgangsergebnis. Mach was daraus.«

Reusch, Kandidat der Koalition aus CDU, FDP und Grünen, wurde mit einer Mehrheit von 60,9 Prozent gewählt. Die SPD-Kandidatin Sabrina Zeaiter erhielt 39,1 Prozent der Stimmen. Einen wesentlichen Grund für den deutlichen Wahlsieg nannte der scheidende Vorgänger Röhrig (SPD): Reusch sei eben in Langgöns verwurzelt. Die Gegenkandidatin Zeaiter aus Wetzlar hatte vor einem halben Jahr noch nichts mit Langgöns zu tun. Zudem sprang sie erst im Mai für die ursprüngliche, an Krebs erkrankte Kandidatin Anja Asmussen ein.

Reusch gewann in jedem Wahlbezirk die Mehrheit. Als angesichts des feststehenden Wahlsiegs Applaus im Langgönser Rathaus aufbrandete, umarmte er seine Ehefrau, senkte für Sekunden den Blick. »Ich bin überwältigt vom Ergebnis«, sagte er. »Das ist ein klarer Auftrag, der mich auch demütig macht. Ich spüre schon die Verantwortung, die auf mich zukommt.« Reusch sprach selbst von einem »historischen Ergebnis« – und spielte darauf an, dass seit 61 Jahren nur die SPD den Bürgermeister in Langgöns gestellt hatte.
Der 35-Jährige ist seit Mai 2016 Erster Beigeordneter in Langgöns, Er lebt seit seiner Geburt in Oberkleen. Seine erste Amtshandlung stehe fest, sagte er. Er wolle sämtliche Mitarbeiter im Rathaus versammeln und auf einen guten Teamgeist einschwören. Zu den ersten Vorhaben zähle auch, ein Leitbild für Langgöns zu entwerfen.

»Ich hätte gerne noch die 40 Prozent erreicht«, sagte Sabrina Zeaiter. Doch sie blicke mit Stolz auf den Wahlkampf. Mehr als 1500 Hausbesuche hatte sie in fünf Monaten absolviert. Überraschend wenige Vertreter der SPD-Fraktion waren am Sonntagabend ins Langgönser Rathaus gekommen.
Wahlsieger Reusch ist seit einem Jahr Referendar an einer Gesamtschule in Altenstadt. Ob er seine eigentlich zwei Jahre dauernde Ausbildung bis zum Amtsantritt am 1. Juni abschließen kann, ist fraglich. »Ich versuche, das Referendariat zu verkürzen«, sgate er. Bevor er ins Rathaus einzieht, will er zudem noch eine weitere Ausbildung antreten. »Bevor ich Bürgermeister werde, möchte ich ein Praktikum in einer Verwaltung durchführen.«

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Quelle: Gießener Allgemeine Zeitung, 29.10.2018

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